HR neu denken: Ein Muss für Erfolge

Im Gespräch mit den Talents-Gründern Wolfgang Seelaus und Alexander Egg

Der Fachkräftemangel ist real, trotzdem scheinen Firmen noch immer wie vor 20 Jahren zu rekrutieren. Woran liegt das?

Seelaus: Das Problem ist unserer Meinung nach, dass noch immer zu wenig ganzheitlich auf das Thema geschaut wird. Die HR-Abteilungen sind oft losgekoppelt vom tatsächlichen Geschäft. Es fällt ihnen darum oft schwer, Prozesse und Mechanismen in den Fachbereichen zu verstehen und den tatsächlichen Bedarf zu erkennen.

Was könnte ein Ausweg sein?

Seelaus: Ein ganzheitlicher Ansatz. Es muss ganz klar sein: welche Unternehmenskultur wird gelebt, welche Menschen passen da am besten zu uns und was bieten wir denen an. Das geht viel weiter als über Qualifikationen im Lebenslauf zu reden. Da geht es darum, die richtigen Leute für das Team und das Unternehmen zu finden, die ausreichend Qualifikationen mitbringen, damit sie starten können. Weiter qualifizieren kann ich sie immer noch.

Das ist in der Theorie gut und schön. Warum funktioniert es aber nicht?

Egg: Einerseits, weil noch nicht überall angekommen ist, dass sich die Arbeitswelt so weit verändert hat, dass eine Stelle auszuschreiben und auf die perfekte Bewerbung zu warten, keine Strategie mehr ist.

Andererseits ist es für eine HR-Abteilung oft schwierig zu verstehen, was ein Fachbereich wirklich zum Funktionieren braucht, wenn sie nicht Teil dieser Abteilung, sondern völlig losgelöst davon ist. So entstehen HR-Konzepte, die zwar einen guten Ansatz haben, aber dann doch knapp daneben sind. Die Fachbereiche machen mit, weil der Druck groß ist oder weil es so angeordnet ist. Das Engagement ist aber halbherzig und so verläuft es nach und nach im Sand. Veränderung oder echten Output gibt es kaum. Alle sind genervt und frustriert. Die Not ist immer noch groß, das Spiel beginnt von vorne. Ein Teufelskreis.

Was kann helfen?

Egg: Unsere Herangehensweise ist im Grunde simpel. Am Anfang steht die Frage: Was genau braucht das Unternehmen, der Fachbereich, das Team? Welche Qualifikationen, Kompetenzen und persönliche Eigenschaften müssen die Talente mitbringen und was sollen sie dann im Arbeitsalltag tatsächlich für das Unternehmen leisten. Gleichzeitig ist es für uns wichtig, das Unternehmen zu verstehen. Die Werte zu kennen und die Kultur zu begreifen. Denn egal, wie gut eine Stellenausschreibung oder eine Bewerbung auf dem Papier aussieht – schlussendlich arbeiten immer Menschen zusammen. Wenn es bei den Werten und Persönlichkeiten spießt, wird niemand glücklich werden.

Und so finde ich die besten Leute?

Seelaus: Wer sind die besten Leute? Das ist ja eine subjektive Betrachtung. Schließlich geht es doch darum, die richtigen Leute zu finden. Was nutzt mir jemand, der zwar alle Qualifikationen hat, die ich mir wünsche, der aber menschlich nicht ins Unternehmen passt? Jemanden neu in einem Unternehmen zu integrieren erfordert viel Energie. Für beide Seiten. Das innerhalb kurzer Zeit wieder abzubrechen ist unheimlich frustrierend. Und in Zeiten des Fachkräftemangels grob fahrlässig.

Wenn ich jedoch jemanden finde, der oder die die richtigen Voraussetzungen mitbringt, steht Entwicklung nichts im Weg. In Zeiten, in denen Unternehmen agiler auf schnelle Veränderungen reagieren müssen, macht es Sinn, Menschen zu beschäftigen, die Herausforderungen mit Anpassungsfähigkeit begegnen. Diese Qualitäten sind höher zu schätzen als ein perfekter Lebenslauf.

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